Eine Frau hält sich mit beiden Händen den schmerzenden Hals

27 Mai 2024

Seitenstrangangina – Dauer, Symptome und Behandlung

Kaum ist die Erkältung abgeklungen, schlägt schon der hintere Rachen Alarm: Halskratzen, Schluckbeschwerden und seitliche Rötungen des Rachens kündigen eine Seitenstrangangina (Angina lateralis) an. Diese Sonderform der Rachenentzündung befällt die seitlichen Lymphbahnen und tritt häufig nur einseitig auf. Woran Sie diese Krankheit erkennen – und was bei einer Seitenstrangangina hilft – erfahren Sie hier.

Seitenstrangangina: Übersicht

  • Die Seitenstrangangina ist eine recht seltene Sonderform der Rachenentzündung.
  • Dabei entzünden sich die Lymphbahnen (Seitenstränge) des seitlichen hinteren Rachenraums.
  • Operativ entfernte Mandeln erhöhen das Erkrankungsrisiko.
  • Zu den häufigsten Symptomen zählen starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Hustenreiz, Schwellung der Lymphknoten und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
  • Hausmittel wie warme Kräutertees, Inhalationen, Halswickel und Bettruhe können zur Linderung beitragen, aber den Verlauf nicht verkürzen.
  • Auch rezeptfreie Medikamente wie Tantum Verde 1,5 mg/ml Spray (Pflichttext) mit einem schmerzlindernden, entzündungshemmenden Wirkstoff tragen zur Schleimhautberuhigung bei.

Was genau ist eine Seitenstrangangina?

Bei der Seitenstrangangina (Angina lateralis) handelt es sich um eine spezielle, eher seltene Form der Rachenentzündung (Pharyngitis): Sie befällt die Lymphbahnen (Seitenstränge) des hinteren Rachenbereichs und äußert sich durch schmerzhafte Schwellungen und Schluckbeschwerden. Die Seitenstrangangina kann einseitig oder beidseitig auftreten und wird häufig von Symptomen wie Husten↗, Fieber oder Ohrenschmerzen begleitet.

Wichtig: Die Angina lateralis kann leicht mit anderen einseitig oder punktuell auftretenden Halsbeschwerden wie klassischen Rachenentzündungen, Mandelentzündungen, Stimmband- oder Kehlkopfentzündungen, aber auch z. B. Abszessen, Reizungen durch andauernden Husten oder Pfeifferschem Drüsenfieber verwechselt werden.

Wichtig

Die Angina lateralis kann leicht mit anderen einseitig oder punktuell auftretenden Halsbeschwerden wie klassischen Rachenentzündungen, Mandelentzündungen, Stimmband- oder Kehlkopfentzündungen, aber auch z. B. Abszessen, Reizungen durch andauernden Husten oder Pfeifferschem Drüsenfieber verwechselt werden.

Dauer einer Seitenstrangangina

Die gute Nachricht vorweg: Bei der Seitenstrangangina handelt es sich um eine relativ seltene „Folgeerscheinung“ klassischer Erkältungen (grippaler Infekt) mit Rachenbeteiligung. Im Normalfall heilt sie – bei ansonsten gesunden Erwachsenen – nach 1 - 2 Wochen von selbst wieder ab.

Die Dauer der Seitenstrangangina kann sich allerdings verlängern, wenn Komplikationen wie eine Mittelohrentzündung (Otitis media), sonstige Begleiterkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem ins Spiel kommen.

Lassen Sie Ihre Symptome bitte ärztlich abklären, falls sich diese hartnäckig halten, um eine bakterielle Beteiligung oder ernste Folgeerkrankungen auszuschließen.

Hinweis: Neben der akuten Seitenstrangangina sind auch chronische Verläufe (länger als drei Monate) bekannt, die oft gepaart mit trockenem Reizhusten, Räusperzwang und einer chronischen Rachenentzündung auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren der Angina lateralis

Erst erkältet, dann auch noch das: Die Seitenstrangangina schleicht sich meist als unschöner Nebeneffekt und Nachzügler einer Infektion der oberen Atemwege ein. Ob Erkältungsviren oder Bakterien wie Staphylokokken – wenn die Schleimhäute durch eine Rachenentzündung (Pharyngitis) bereits geschwächt sind, haben Erreger hier leichteres Spiel.

Besonders anfällig für eine Seitenstrangangina sind übrigens Menschen ohne Mandeln (Tonsillen). Denn wo die immunrelevanten Rachenmandeln operativ entfernt wurden, können sich Viren oder Bakterien einfacher ansiedeln.

Eine chronische Seitenstrangangina hat meist andere Ursachen. Im Verdacht stehen hier vor allem schleimhautreizende Faktoren wie Tabakrauch, Alkoholkonsum, Mundatmung, besonders trockene Luft oder staubige Raumluft.

Symptome: So äußert sich die Seitenstrangangina

Lästiges Halskratzen, schmerzhaftes Schlucken, hartnäckiger Husten: Die ein- oder beidseitige Lymphbahnentzündung im Rachen ist oft ausgesprochen belastend. Denn anders als bei einer klassischen Rachenentzündung sitzt der Schmerz hier tiefer im Rachen und ist auch stärker ausgeprägt, was die Schluckbeschwerden verstärkt.

Schematische Darstellung der Rachenregion mit Beschriftung von Nasenhöhle, Mandeln und lymphatischem Gewebe.

 

Die folgenden Symptome gelten als typische Anzeichen einer Seitenstrangangina:

  • Halsschmerzen oder Halskratzen, meist einseitig
  • Schluckbeschwerden und -schmerzen
  •  „Kloß im Hals“
  • Reizhusten
  • Heiserkeit
  • Spürbare Schwellung der Lymphknoten und seitlichen Lymphbahnen am Hals und/oder Kiefer
  • Seitliche Schwellung und Rötung des hinteren Rachenbereichs, oft mit kleinen weißen Pünktchen oder einem gelblich-weißen Belag überzogen (wenn die Seitenstrangangina bakteriell bedingt ist)
  • Ausstrahlen des Schmerzes bis in die Ohren
  • Im Rahmen eines grippalen Infekts auch klassische Erkältungssymptome wie erhöhte Temperatur, Schwächegefühl, Schnupfen, Kopf- oder Gliederschmerzen.

Übrigens: Ohrenschmerzen sind bei einer Seitenstrangangina leider nicht ungewöhnlich, da die entzündeten Lymphbahnen nah an der Eustachischen Röhre entlang verlaufen, die Ohr und Rachen miteinander verbindet. Wenn die Infektion hier überspringt, kann es auch zu einer Mittelohrentzündung kommen.

Da sich die Symptomatik mit anderen Auslösern einseitiger Halsschmerzen oder geschwollener Lymphknoten überschneiden kann, lassen Sie die Ursachen bei Bedarf bitte ärztlich abklären.

Behandlung der Seitenstrangangina: Hausmittel, Medikamente und Vorbeugung

Was tun bei akuter Seitenstrangangina? In Sachen Behandlung der Angina lateralis setzen die meisten Menschen auf ähnliche Hilfsmittel und vorbeugende Maßnahmen wie bei einer erkältungsbedingten Rachenentzündung: sanfte, symptomlindernde Hausmittel und Medikamente, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um die angegriffenen Schleimhäute zu befeuchten, Hygiene zur Ansteckungsvermeidung – und reichlich Schonung.

Seitenstrangangina: Hilfreiche Hausmittel und Verhaltenstipps

Das Hausmittel der Wahl bei einer Seitenstrangangina? Alles, was die stark gereizten und entzündeten Schleimhäute im Rachen schützt, beruhigt und befeuchtet.

  • Ausreichend trinken: Idealerweise warme Kräutertees mit desinfizierender oder entzündungshemmender Wirkung (z. B. mit Salbei, Thymian, Kamille oder Ingwer) oder heiße Zitrone mit einem Löffel Honig
  • Regelmäßige Inhalationen: mit einer Kochsalzlösung oder ätherischen Ölen wie Eukalyptus
  • Gurgeln: mit abgekühltem Kräutersud (Salbei oder Kamille) bzw. einer Salzlösung
  • Lutschpastillen: aus der Apotheke oder Drogerie, möglichst zuckerfrei
  • Wohltuende Halswickel: warm (Kartoffeln) oder kalt (Quark, Tee)
  • Stress vermeiden: ausgedehnte Schlaf- und Ruhephasen zur Regeneration
  • Bitte meiden: staubige Luft, alkoholische Getränke, Tabakrauch, scharfe oder heiße Speisen und Getränke.

Zur Behandlung lohnt sich zusätzlich ein Blick auf unsere allgemeinen, umfangreichen Tipps zu Hausmitteln, Arzneimitteln und Behandlungsansätzen bei Halsbeschwerden jeder Art.

Diese Arzneimittel können helfen

Bei heftigen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden versprechen bei einer Seitenstrangangina rezeptfreie Medikamente schnelle Linderung. Lokal wirksame Lutschtabletten, Gurgellösungen, oder Sprays mit einem entzündungshemmenden, schmerzlindernden Wirkstoff wie Benzydaminhydrochlorid lindern nicht nur akute Beschwerden, sondern auch die Entzündung der Rachenschleimhaut.

Verschreibungspflichtige Medikamente bei einer Seitenstrangangina wie Antibiotika kommen eventuell zum Einsatz, wenn begleitende Komplikationen wie Abszesse, eine Mittelohrentzündung oder eine sogenannte bakterielle Superinfektion ärztlich festgestellt werden. Gegen den häufigsten Auslöser einer Seitenstrangangina – virusbedingte Erkältungsinfekte – können Antibiotika allerdings nichts ausrichten.

Dann sollten Sie zum Arzt/zur Ärztin gehen

Sehr starke oder lang andauernde Beschwerden? Das Schlucken fällt Ihnen sehr schwer oder Sie können Ihren Mund kaum öffnen? Dann ist es höchste Zeit für einen Besuch ihrer hausärztlichen oder HNO-Praxis.

Wichtige Warnsignale sind:

  • Hohes Fieber
  • Sehr starke Schluckbeschwerden
  • Deutlich geschwollene Lymphknoten im Hals- und Kieferbereich
  • Gerötete, belegte oder vergrößerte Rachenmandeln
  • Probleme beim Mundöffnen
  • Hautausschlag
  • Übelkeit
  • Atemnot
  • Ungewöhnliche Zungenfärbung

Häufig gestellte Fragen

Normalerweise nicht. Antibiotika werden im Regelfall nur bei schweren Verläufen mit einer bakteriellen Superinfektion oder bei parallel auftretenden Abszessen oder Mittelohrentzündungen verschrieben.

Gegen den häufigsten Auslöser einer Seitenstrangangina (virale Infektion) helfen Antibiotika nicht.

Bei starken Symptomen einer Seitenstrangangina sollten Sie auf jeden Fall zum Arzt/zur Ärztin gehen.

Achten Sie auf:

  • hohes Fieber,
  • sehr starke Schluckbeschwerden,
  • deutlich geschwollene Lymphknoten,
  • gerötete, belegte Rachenmandeln,
  • Probleme beim Mundöffnen,
  • Hautausschlag,
  • Übelkeit oder
  • Atemnot.

Auch bei länger andauernden Symptomen ist der Praxisbesuch ratsam.

Ja, eine Seitenstrangangina ist ansteckend. Die Auslöser verbreiten sich als Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch, z. B. durch Husten oder Niesen.

Erste Symptome treten meist 1 - 4 Tage nach Kontakt mit den Erregern auf.

Ja, auch Menschen mit vorhandenen Mandeln können eine Seitenstrangangina bekommen. Das Risiko ist allerdings deutlich geringer, wenn die Rachenmandeln nicht operativ entfernt wurden, da diese eine schützende Wirkung haben.

Zur Vorbeugung einer Seitenstrangangina gelten dieselben Regeln wie bei anderen viralen Erkältungskrankheiten:

  • Abstand halten zu Infizierten, regelmäßiges Lüften und häufiges, gründliches Händewaschen
  • Stärkung des Immunsystems durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichenden Schlaf und Stressvermeidung.

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Quellen

Pschyrembel online↗, abgerufen am 3.4.2024

Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte↗, abgerufen am 03.04.2024

apotheke adhoc↗, abgerufen am 03.04.2024

Ärzteblatt↗, abgerufen am: 24.04.2024